innenschau – nach außen
will man knut bäckers fotografie mit einem satz beschreiben, könnte man sagen, sie ist ein visuelles tagebuch von emotionen und stimmungen. seine fotografie ist sowohl formal als auch inhaltlich subjektiv, assoziativ, getragen vom augenblicklichen erleben des künstlers. die intensität der farben, die arbeit mit licht und dunkel, die scheinbar zufälligen bildausschnitte, der fokus auf details und textur, das spiel mit schärfe und unschärfe, das zeigen ungewöhnlicher perspektiven oder auch die mehrfache nutzung mancher einzelbilder in verschiednen serien – all das unterstreicht die persönliche sicht des künstlers auf das, was er fotografisch einfängt. erinnerung spielt in bäckers fotografie eine wichtige rolle, jedoch eben gerade nicht so, dass situationen möglichst „objektiv“ (was immer das sein mag) und umfassend dokumentiert werden sollen. vielmehr fangen bäckers arbeiten gefühle in situationen ein, die vielleicht schon kurz nach der aufnahme bereits wieder verschwunden sind. ein bildliches festhalten von flüchtigkeit.
knut bäcker präsentiert fotoserien aus verschiedenen bereichen wie portrait, selbstportrait, natur oder reise. das zentrale thema seiner arbeiten ist dabei stets die auseinandersetzung mit sich selbst und/oder mit anderen – meist ihm nahestehenden – menschen. das verhält sich auch bei denjenigen serien so, die menschen außen vor lassen und auf der oberfläche nichts mit ihnen zu tun haben. „still searching“ ist dafür ein beispiel. die serie zeigt das meer, wellen, brandung. durch den einsatz verschiedener stilmittel (wie schräge horizonte oder informationsreduktion etwa durch unschärfen), die den blick weg vom konkreten hin zum symbolischen lenken, wird sie zu einer metapher für introspektion, für die innenschau auf die eigene psyche. und auch die arbeiten, die dem thema reise zugeordnet werden können, zeigen in ihrer assoziativen zusammenstellung mehr persönliche erinnerungsbilder denn fremde umgebungen oder orte.
werden andere menschen explizit in bäckers fotografie thematisiert, dann mit intimität und wärme sowie gleichzeitig mit vorsicht, zurückhaltung. dies verdeutlicht sich nicht nur in einer arbeit wie „it is much more about intimacy“: die serie zeigt verschiedene bettwäschen, zufällig drapiert durch ihren alltäglichen gebrauch, und spricht trotz der abwesenheit von personen so intim über das zusammenleben von menschen. auch „love is overtaking me“ oder „i will never come home like this“, arbeiten, die die betrachterin nah an der zweisamkeit zweier liebender teilhaben lässt, halten durch ein spiel von zeigen und nicht-zeigen diese fragile balance aus nähe und distanz.
knut bäckers fotografie zieht die betrachterin auf stille weise in ihren bann. hat man sich einmal dem visuellen tagebuch geöffnet, möchte man es nicht mehr schließen. eine innenschau nach außen, die ein teilhaben an etwas scheinbar vertrautem ermöglicht, das irgendwo zwischen lust am leben und leiser melancholie zu hause ist.
edda wilde