außer mir.
„what he knows he knows from life, fear and other people eyes.“marianne faithful
„für mich bedeutet ein bild zu schaffen nicht, mich von einer situation loszulösen. bilder machen ist eine art, jemanden zu berühren- eine Form von zärtlichkeit.“nan goldin
„...nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. ...gib alles mir, was mich fördert zu dir. ...nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.“gebet nach bruder klausen
dies ist die einzig mir bekannte welt, und zugleich ist sie die schönste, die ich mir vorstellen kann.
no one not crying. dass man erst richtig zu leben beginnt, wenn man nicht nur das glück und die freude, sondern auch den schmerz kennt, ist einer der wichtigsten sätze, die mich das leben und die philosophie gelehrt haben. ich habe früher einmal philosophie studiert, und wenn ich ein wenig nachdenklich bin, spüre ich, dass das wort „studieren“ nicht der richtige ausdruck für das ist, was ich tat, für das annehmen der oder auch zweifeln an der eigenen humanitas, die immer auch das abgründige des menschseins, dem wir nie ausweichen können, in sich birgt.
ich ahne mittlerweile etwas, das ich seit meiner kindheit tief in meinem inneren trage, nämlich dass die welt und wir menschen ein großes geheimnis sind, das wir durch selbstbefragung nur vertiefen können, ohne jedoch antworten zu erhalten. und seit meinen kindheitstagen habe ich eine sehnsucht in mir, die genau damit zusammenhängt.
erst durch das schreiben an diesem text über bilder, die mein leben sind, bin ich darauf gekommen, dass ich als kind die so genannte „welt“ eher als ein großes farbspektrum wahrgenommen habe, aber nicht als dingliche welt. damals schon, das weiß ich nun, brannte ein schmerz, eine entzweiung in mir, die durch nachdenken nur größer wird.
manchmal – und nur deswegen fotografiere ich – lässt mich etwas ruhiger werden: mein herz hält diese entzweiung aus. dadurch wird verständlich, dass wir mit dem herz anders sehen können als mit dem intellekt. mittlerweile weiß ich: ich wollte verstehen und wusste doch von klein auf, dass mein herz anders sieht als meine augen und mein kopf sehen und denken. und ich mache auch fotos mit dem herzen und nicht mit dem bloßen sehen. wenn ich fotografiere, spüre ich, dass die welt und die menschen nicht vor mir sind, sondern in mir, dass sie immer schon dort waren und ich sie nur deswegen fotografieren kann, weil sie schon immer in mir waren. ich vertraue den bildern, und mehr noch ihrem klang, dem klang, der niemals verhallt, sondern sich immer mehr in mir eingräbt, als die erinnerung und die gegenwart, als ein wissen darum, dass nie etwas vorbei ist. in den momenten des fotografierens bin ich außer mir und dennoch könnte ich mir nicht näher sein. es gibt dann keinen abstand, nur die nähe, die die unermesslichen abstände zu den menschen und dingen zu durchqueren hat, weil wir doch alle aus einem gemacht sind. bilder sind nie nur bilder, sondern sie sind du und ich, wir alle.
knut bäcker